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Das erste leapsecond festival

Eine Sekunde kann entscheidend sein. Aber auch nicht. In einer Sekunde kann etwas passieren, was man sein Leben lang in Erinnerung behält. Etwas, dass in kürzester Zeit  wieder in Vergessenheit gerät. Ein Computer berechnet innerhalb einer Sekunde Milliarden von Daten. Mit diesem Gedankenspiel beschäftigt sich das erste  leap second festival, welches am 30. Juni 2012 um 23:59:60 UTC (Universal Time Coordinated) während der Schaltsekunde stattfindet.

Das Non-Profit-Festival ist frei von Gebühren und offen für jeden, der teilnehmen möchte –  sei es als Künstler, Autor, Theoretiker oder einfach nur als Zuschauer. Die Werke, die maximal eine Sekunde lang sein sollten, werden von den Organisatoren des Festivals zusammengestellt und in der Minute bis zum ersten Juli um 00:00:00 auf der Website ausgestellt. Die Betreiber der norwegische Organisation Ars Publica, die das Projekt ins Leben gerufen haben, sind der Meinung, dass die Schaltsekunde gerade daher interessant sei, da sie kein natürlich auftretendes Phänomen mit kulturellem Hintergrund ist. Vielmehr sei sie als künstlich erschaffenes erst durch die Entwicklung der geeigneten Technik aufgetreten. Die Projektorganisatoren sind davon fasziniert, dass die Extra-Sekunde nicht regelmäßig auftritt, sondern vielmehr ein Gradmaß der Unbeständigkeit des „Systems“ Zeit ist, ein „bug in the machinery of time“.

Um das Ganze zu erklären, braucht es ein wenig Physikunterricht: Da die Erdrotation so unregelmäßig ist, wurde in den 1950ern die Atomuhr eingeführt um die Zeit exakt anzugeben. Atomuhren sind in der Lage die atomare Vibration von Cäsium-133 auf das Genaueste zu bemessen. Es vibiriert mit einer Frequenz von 9.192.631.770 Mal pro Sekunde. Mehrere Atomuhren werden miteinander verglichen, um die genaue Zeit anzugeben. Jedoch würde sich die Atomzeit durch die unregelmäßige Gravitation der Erde von der eigentlichen Zeit wegbewegen. Was in einer kurzen Zeit höchstens eine Sekunde ausmacht, kann in hundert Jahren schon eine ganze Minute sein und in tausend Jahren würden wir tagsüber im Bett schlummern.  Aus diesem Grund hat  der International Earth Rotation Service (IERS) die Schaltsekunde eingeführt. Die„positiven Schaltsekunden“ werden entweder am 30. Juni oder am 31. Dezember dazu gerechnet wird. Ihr negatives Pendant verlangt, eine Sekunde abzuziehen, wobei dieser Fall noch nicht eingetreten ist.

Die Bewerbungsfrist für die Teilnahme am leap second festival ist bis zum 20. Juni. Also: Was würdet ihr mit der Bonus Sekunde im Juni machen?

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—– EPILOG

Heute möchte ich euch Anja vorstellen. Ursprünglich aus Fulda kommend, studiert sie inzwischen Digital Culture and Communication am Blekinge Institute of Technology im Süden Schwedens. Aus dem malerischen Karlskrona wird sie in Zukunft vielleicht öfters den ein oder anderen Beitrag auf Komm Blog veröffentlichen. Über diese Verstärkung freue ich mich einerseits, da ich aus beruflichen Gründen das Blog in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt habe. Andererseits, weil Anja u.a. schon journalistische Erfahrung mitbringt. Über sich selbst sagt sie: “Wenn ich nicht über die Eigenheiten der schwedischen Mitbewohner staune, interessiere ich mich für Journalismus, Fotografie, Editing und all die Online-Phänomene die uns tagtäglich umgeben und beeinflussen. Ich stelle gerne Fragen und unterhalte mich gerne lange und intensiv über die verschiedensten Themen.”

Foto: http://noemata.net/leapsec

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