perfektionisten

Perfektionisten

Mein ehemaliger Chef sagte einmal, der Feind des Guten sei das Bessere. Dies ist nicht ganz von der Hand zu weisen und dennoch versuchen viele Menschen es trotzdem immer wieder. Das Perfektsein. Höchstleistungen. Mein Haus, mein Auto, mein Lebenslauf ~ Hauptsache man geht als Gewinner vom Feld. Doch bleibt dann überhaupt noch Platz für Schwächen?

Make it better from Sebastianbap on Vimeo.

Nope. Schwächen werden zum Geheimnis mystifiziert. Es darf ja keiner wissen, dass man nicht perfekt ist. Der Schein muss aufrecht erhalten werden. Multi-Tasking? Kein Problem. 80-Stunden-Woche? Gern geseh’n. So stimmt auch Sebastian Baptista mit ein: “Whatever you do, always try to be the best you can be.” Doch schwingt darin nicht auch etwas mit, was dem Perfektsein widerspricht? Was nützt einem die Perfektion, wenn man sich darin verliert und sich selbst nicht mehr im Spiegel erkennt? Warum müssen wir glauben, alles kontrollieren und beherrschen zu können?

Diese Verbissenheit, mit allen Mitteln im Staccato durchs Leben laufen zu müssen, greift auch Darren Aronofsky mit seinem spannenden Psychothriller “Black Swan” auf. Er erzählt die Geschichte einer Primaballerina (Natalie Portman), die endlich ihre große Hauptrolle erhält, jedoch an den psychischen und physischen Herausforderungen zu scheitern droht. Aronofsky schuf ein brutales, schonungsloses und nervenzerrendes Kinoerlebnis, das durchaus ein Aspirant für den diesjährigen Oscar als bester Film ist.

Nachdem der letzte Satz gefallen ist und man schließlich am Ende des Films für kurze Zeit von grellem Weiß geblendet wird, kann man endlich wieder ruhigen Gewissens aufatmen. In diesem Moment fragt man sich aber zwangsläufig, ob man denn selbst den richtigen Rhythmus angeschlagen hat. Ich denke, nur wer sich nach intensiver Arbeit genauso ausgiebig Ruhe und Selbstreflexion gönnt, bleibt auf Dauer gesund und leistungsfähig. Abgesehen davon hat jeder das Recht, über sich selbst zu entscheiden und ab und zu mal eine kleine Auszeit zu nehmen. Stefan Sagmeister ist da vielleicht das Paradebeispiel. Ab und zu sollte man auch in den Geschmack des eigenen Lebens kommen. Das tue ich hiermit und gönne mir erst einmal ein langes Schläfchen. Eyes Wide Shut? Check.

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