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Organisationskommunikation im 21. Jahrhundert

Wirft man zwei Wissenschaften wie die Kommunikationswissenschaft und die Betriebswirtschaftslehre in einen Topf, so hört man nicht selten vom Anhang der Wirtschaftsfraktion, dass 2 Welten aufeinander prallen. Paul Krugman, Wirtschaftsnobelpreisträger von 2008, warnt jedoch davor, den in den letzten Jahren stattfindenden Prozess der Formalisierung und Mathematisierung von volkswirtschaftlichen Modellen zu einem Selbstzweck zu machen (vgl. Krugmann 2009).

Modelle müssten auf einer realistischen Beschreibung menschlichen Verhaltens basieren – nicht wie bislang auf der Annahme, dass Menschen allein rational agieren. Der von Krugman plädierte Paradigmenwechsel, dass beide Disziplinen nicht a priori unabhängig voneinander zu denken sind, findet auch im Bereich der Organisationskommunikation Anklang. So zum Beispiel in den Leipziger Überlegungen zum Kommunikationsmanagement neuer Prägung (vgl. Bentele & Janke, 2008: 112ff.). Die Problematik an den teilweise “verkrusteten” Denkstrukturen bringen  Falkheimer & Heide ganz gut auf den Punkt:

“Value is created when the communicator can demonstrate that communications activities lead to organizational efficiency. In everyday contexts this is a very difficult task as communication activities can seldom be measuerd in relation to direct operations (e.g. sales) but rather to qualitative, indirect, and long-term effects. At the same time, in most organizations only that which can be measuerd in quantitative benefit is valued” (Falkheimer & Heide, 2010: 513).

Organisationen bedienen sich einer besonderen Form der Kommunikation – der Kommunikation von Entscheidungen. Beschäftigt man sich auf Basis dieser Überlegung gezielt mit Entscheidungen, kommen schnell Fragen auf, wie diese in Organisationen überhaupt getroffen werden und was eine Entscheidung überhaupt ausmacht. Wie werden sie argumentativ gerechtfertigt? Diese Fragen geben schon einen Anhaltspunkt dafür, dass Kommunikation einen äußerst wichtigen Stellenwert in diesem Feld einnimmt und nicht unabhängig von irgendwelchen Managementkreisen gedacht werden sollte.

“Organisationstheorie beginnt [...] als Entscheidungstheorie. Das ist nur allzu treffend, denn Organisation beginnt ebenso mit Entscheidung. Diese Entscheidung kann bestimmen, wer an der Organisation beteiligt werden soll (Mitgliedschaft). Diese Entscheidung kann bestimmen, was die Organisation leisten soll (Programm). Diese Entscheidung kann bestimmen, von wem und wie entschieden werden soll (Rollen). In jedem Fall wird die Entscheidung zur Prämisse für andere, weitere Entscheidungen, ganz egal wie sie inhaltlich ausgestaltet ist” (Blaschke, 2009)

Organisationen der Zukunft werden sich dieser Tatsache bewusst sein und Kommunikationsabteilungen einen zentralen Stellenwert innerhalb der Organisation einräumen. Aber auch Kommunikationsmanager werden sich wappnen müssen und sich auf die – betriebswirtschaftlich geprägte – Sprache des Managements einlassen (vgl. Bentele & Janke, 2008: 117f.). Sonst könnte es schwer werden, sich auf einer Wellenlänge zu begegnen?

Organisationen der Zukunft werden sich auf jeden Fall in ihrer Gestaltung von denen unterscheiden, die wir aus der Vergangenheit kennen. Kommunikation wird einen entscheidenden Dreh- und Angelpunkt in dieser Entwicklung einnehmen. Schauen wir also nach vorn und wappnen uns für neue Herausforderungen, denn zurückblicken heißt Stillstand. Oder um es in den Worten Thomas Friedmans zu sagen:

“In societies that have more memories then dreams, too many people are spending too many days looking backward” (Friedman, 2006).

Quellen:

  • Friedman, T. (2006). The World is Flat. The Globalized World in the Twenty-First Century. 2. ergänzte
    Auflage. New York/London:
    Penguin, 553.
  • Bentele, G. & Janke, K. (2008). Krisenkommunikation als Vertrauensfrage? Überlegungen zur krisenbezogenen Kommunikation mit verschiedenen Stakeholdern. In T. Nolting & A. Thießen (Eds.): Krisenmanagement in der Mediengesellschaft. Potenziale und Perspektiven der Krisenkommunikation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 112-132.
  • Falkheimer, J. & Heide, M. (2010). Crisis Communication in Change: From Plans to Improvisations. In W.T. Coombs & S.J. Holladay (Eds.). The handbook of crisis communication. Chichester: Wiley-Blackwell, 511-526.

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