Krisen als Chance

Krisen können verheerend sein. Befasst man sich mit ihnen, so wird einem schnell gewiss, dass die Bandbreite von Krisen so groß ist, dass es unmöglich scheint, jeden einzelnen Typ aufzuführen. Bahnen sich manche Krisen langsam an, klopfen andere nicht einmal an die Tür. Jeder Krisenfall ist einzigartig, kann unterschiedlich lange andauern, hat seine individuellen Ursachen und kann sich auf die von der Krise Betroffenen unterschiedlich auswirken.

Krisenkommunikation versucht Krisen entgegenzuwirken, ihnen das Durchschlagspotential zu nehmen wenn nicht gar im Keim zu ersticken. Da Krisenkommunikation erst durch den Skandal um vergiftete Tylenol-Kapseln im Jahre 1982 ins Blickfeld der wissenschaftlichen Auseinandersetzung rückte, muss festgehalten werden, dass wir uns im Vergleich zu anderen Wissenschafts-Disziplinen noch in den Kinderschuhen befinden. Neue Denkanstöße in diesem Gebiet helfen dabei, Erkenntnisfortschritte zu ermöglichen. Mit unserer Masterarbeit über Krisenkommunikation wollen wir einen Beitrag dazu leisten.

Von welcher Durchschlagskraft Krisen sein können, hat die Weltwirtschaftskrise 2008 eindeutig gezeigt. Denken wir an Lehmann Brothers, Griechenlands Staatsverschuldung und die damit einhergehenden Konsequenzen für Europa und den Euro. Und wie viele Organisationen gibt es, deren Dilemma keine mediale Aufmerksamkeit einbrachte?! Die es einfach nicht geschafft haben, sich von solch einer Krise zu erholen. Zum Stillstand gezwungen. Mitarbeiter, die von heute auf morgen ohne Arbeit dastehen und ihrer Verdienstmöglichkeit beraubt wurden. In eindrucksvollen Bildern erzählt dies der Film “Crisis” aus der Mood Collection von Paul Mignot, der die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 auf die tschechische “Rokycany” Fabrik skizziert. Produktion zusammengebrochen, 70% weniger Arbeitsauslastung, von 1280 Arbeitern 124 übrig.

Ein Grund mehr, sich mit dem Thema Krisenkommunikation zu befassen. Damit nicht genug. Denken wir an die Entwicklungen, die mit neuen Öffentlichkeiten im Web, hochprofessionalisierten medialen Strukturen und verschärfenden Konkurrenzverhältnissen, einhergehen. All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass Kommunikation in Unternehmensführungen immer mehr strategische Bedeutung erlangt. Und sie zeigen auf, dass Krisenkommunikation Bestandteil jedes Unternehmens sein sollte, denn Krisen sind langfristig gesehen unausweichlich. Eine Organisation ist daher noch nie so herausgefordert wie heute, ein zusammenhängendes und schlüssiges Kommunikationskonzept zu entwickeln.

Mit solch einem Kommunikationskonzept lassen sich Krisen auch als Chance begreifen. Begegnet man ihnen richtig, lassen sich Krisen zum Teil gänzlich vermeiden oder zumindest in ihrer medialen Wirkung deutlich abschwächen. Diese positive Sicht ist nicht nur im chinesischen Zeichen des Wortes Krise enthalten, sie wird in der Krisenliteratur explizit unter dem Deckmantel der Rhetoric of Renewal diskutiert.

“[...] Within every crisis are issues of blame and responsibility along with opportunities for renewal. [...] Future research should continue to develop both the characteristics and conditions most conducive to seeing the opportunities associated with crisis. It is likely that much of this research will focus on how organizations and their leaders communicate with their stakeholders prior to the crisis. In addition, future research should address the barriers to a renewing response that organizations may experience” (Ulmer, Seeger & Sellnow, 2007: 134).

Literatur:

  • Ulmer, R. R., Seeger, M. W. & Sellnow, T. L. (2007): Post-crisis communication and renewal: Expanding the parameters of post-crisis discourse. Public Relations Review, 33(2): S. 130 – 134.

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